A
 

VOBA
Medien

 
Vorbild-Infos
 


Rückblende: Deutsche Bundesbahn im Jahre 1965
 

Als Eisenbahnfan im Jahre 1965 unterwegs
Ein Rückblick auf diese Zeit, aus heutiger Sicht des Jahres 2005 vier Jahrzehnte zurückliegend, trübt leider oft die Sinne und schwankt zwischen Euphorie, verpassten Gelegenheiten und meist bruchstückhaften Erinnerungen. Für den jüngeren Bahnfan mögen hier wohl paradiesische Verhältnisse gegolten haben - sozusagen an jeder Ecke eine Dampflok -, was vielleicht auf bestimmte Regionen oder Situationen zutreffen konnte. Nur, im Rückblick verklärt sich Vieles, was sich im “Durchleben” der Epoche als oft normal und oft als eben doch nicht so schön darstellte. Natürlich gab es für den Fotofan viele Strecken, wo noch Dampfloks vorbeistampften oder aus heutiger Sicht “alte” Elloks fuhren, natürlich gab es noch unzählige Betriebswerke mit “exotischen” Baureihen, das lässt sich ja in alten Büchern und Statistiken alles nachlesen. Wenn man aber als Jugendlicher nur wenig Taschengeld zur Verfügung hatte, eine einfache Kamera herhalten musste und die Mobilität mit heute überhaupt nicht vergleichbar ist und - zugegebenermassen - jegliche Weitsicht fehlte, sieht die Sache schon etwas anders aus. Bei vielen Loks drückte man aus Spargründen nur einmal auf den Auflöser oder bei “gängigen” Typen (bspw. 50er, V 100 oder VT 95) liess man genervt die Kamera wieder sinken. Ja, könnte man die Zeit so einfach zurückdrehen, da würde man auf jeden Fall (ist doch klar oder!?) alles anders machen und müsste wegen der berüchtigten, quälenden Gedanken an ein “Hätte-ich-doch” nicht schlaflose Nächte durchleben. Ein Faktum, das übrigens allen Fangenerationen eigen sein wird, denn jeder vergangene Tag ist ja schon Geschichte und lebt weiter in den verpassten Chancen. Ein Rückblick auf die Bahn im Jahre 1965 wird für diejenigen, die die Zeit miterlebt haben, deswegen wohl immer eine Mischung von realen Situationen und Träumereien sein. Aber, nun weg mit allen trübsinnigen Gedanken und auf ins Jahr 1965. Sehen wir die Sache mal ganz positiv und freuen uns über die Tatsachen, dass man überhaupt und eben doch auf den Auslöser gedrückt hat. Die Fotos geben natürlich nur ein bescheidenes, bruchstückhaftes (und oft schwarz-weisses) Bild jener Epoche wieder, die Auswahl ist ganz subjektiv und an die Qualitäten etlicher Bilder muss man aus den genannten Gründen Abstriche machen. Geordnet sind die Vorlagen von der Tendenz her nach bestimmten Reisen bzw. Regionen, wo man auf Fotopirsch gehen konnte.  (Red. 12/2005)            
 

1. Ein Besuch im Nordschwarzwald

Im Nordschwarzwald liegt bekanntlich die Kreisstadt und beliebte Ferienmetropole Freudenstadt. Der Ort war noch bis in die 70er Jahre hinein ein wichtiger Anlaufpunkt für die Bahnfans. Denn hier und in der Umgebung fuhren noch einige Dampfer der beliebten preussischen P 8 sowie die “normalen” 50er, aber es dominierte schon die Dieseltraktion. Bis Frühjahr 1966 war das allerdings noch ganz anders. Denn da wurden die beiden Steilrampen, aus dem Murgtal von Baiersbronn nach Freudenstadt Stadtbahnhof herauf, sowie auf der Gegensteigung vom Hauptbahnhof zum Stadtbahnhof hinauf, noch voll mit Dampfloks betrieben. Hierfür standen zwei Maschinen der Baureihe 82 (040 und 041) sowie mehrere 94er mit besonderen Gegendruckbremsen zur Verfügung. Schwere Züge - meist mit Kurswagen nach/aus Nord- und Westdeutschland - mit drei Dampfloks waren die Regel, oft gab es auch eine Vierernummer, sozusagen zwei vorne und zwei hinten. Ab Sommer 1966 wurde der Betrieb dann auf besonders augestattete V100-Maschinen umgestellt. Das Bw selbst lag am Westkopf vom Hauptbahnhof an der Strecke nach Hausach. In Gegenrichtung vom Hauptbahnhof ging es dann noch an die Gäubahn nach Eutingen/Horb. Also ein kleiner Knotenpunkt, der die Errichtung eines Betriebswerkes schon begründet hat. In der Form war die Abstellhalle für die Loks als Rechteckschuppen ausgebildet. Übrigens: ein Besuch im Städtchen lohnt sich auch heute noch. Nicht nur wegen der Urlaubsregion und des einmaligen Marktplatzes. Auch in punkto Eisenbahn hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Denn die Murgtalbahn wurde zwischenzeitlich elektrifiziert und wird von den Stadtbahnzügfen der Albtalbahn taktmässig bedient. In Richtung Eutingen/Horb ist ebenso eine Elektrifizierung geplant.
 

Vor dem grossen Rechteckschuppen steht hier bereit die 38 2259 für den Personenzugdienst auf den Linien nach Hausach und Horb. Im Hintergrund erspähen wir eine auch im Nordschwarzwald nicht zu übersehende 50er mit Kabinentender Das Betriebswerk lag in der westlichen Verlängerung des Hauptbahnhofes an der nach Süden abbiegenden Trasse durchs Kinzitgal nach Hausach. In diesem Ort an der Schwarzwaldbahn gab es in einer Aussenstelle eine Drehscheibe. Das Bw von Freudenstadt lag eigentlich sehr nah an den Wohngebieten. Für den wahren Fan vielleicht ein Paradies, aber für den Rest der Bevölkerung? Die gute P 8 hat schon einige Jahre auf dem Buckel, denn sie wurde bereits 1918 abgeliefert.  

Hier ein Blick auf das Vorfeld vom Lokschuppen im Bw Freudenstadt. Die Dampflokzeit scheint den Höhepunkt überschritten zu haben, denn es stehen einige Loks kalt abgestellt. Vorne sehen wir die 50 455 (O&K, Baujahr 1940), dahinter eine preussische P 8 mit “neuerem” Wannentender. Nach dem Stationierungs-Verzeichnis wird die 50er bereits ab Januar 1965 als “z”-Lok ausgewiesen (z = von der Ausbesserung zurückgestellt, meist die Vorstufe zur Ausmusterung, die offenbar bereits im Juni 1965 erfolgte). Im Hintergrund dampft eine 50er, aus Richtung Hausach kommend, am roten Brummer vorbei in den Hauptbahnhof.         

Nun eine Aufnahme vom Brummer im Freudenstädter Stadtbahnhof. Für die Steigungsstrecken im Nordschwarzwald war natürlich der stärkere Typ des VT 98 von Nöten (immer gut erkennbar an den üblichen Puffern). Auch hier ist die Nähe zu den Wohngebieten nicht zu übersehen. Rechts vor dem Haus ein VW in der Zeit der damaligen “Käfer- Schwemme”. Die Farbe des Autos lässt doch wohl nicht auf einen verkappten VT-Fan schliessen oder? Die VT 98 wurden zwischen 1955 und 1962 gebaut.

unten:
In der leichten Gegenlichtaufnahme der 50 1143 (Bj. 1941) kommt die Filigranität der Baureihe recht gut zum Ausdruck, ganz im Gegensatz bspw. zur Baureihe 44 mit dem bulligen Kessel. Die 50er waren in Freudenstadt sowohl im Güter- als auch im Personenzugdienst zu finden. Die Lok steht im Hauptbahnhof.  

Die Züge zwar ohne Bespannung, dafür aber trotzdem eine schöne Betriebszene vom Hauptbahnhof. Man achte auch auf die zeitgenössische Kleidung! Links zwei Einheiten vom “roten Brummer”, die für die nicht besonders stark frequentierten Kurse herhalten mussten. Züge Richtung Horb/Stuttgart wurden des öfteren von Berufspendlern benutzt. Dazu ist zu bestimmten Zeiten auch ein ansprechender Schülerverkehr zu verzeichnen, denn die Stadt ist für die Region schon so eine kleine “Metropole”. Vor dem Zug mit den Silberlingen war übrigens bis vor wenigen Augenblicken die 38 3323, die aus Richtung Eutingen angekommen ist (siehe Foto unten).

Alle Fotos aus dem Schwarzwald vom Dezember 1965.  Fotos (7) VOBA

Eine Ansicht vom Bahnsteig des Hauptbahnhofes auf einen von Eutingen einfahrenden Zug mit der 38 3323. Die 38er waren damals noch eine wichtige Type auf den Strecken Richtung Eutingen/Horb und Hausach. Noch bis weit in die siebziger Jahre hinein wurden in dieser Region als letztes Rückzugsgebiet bei der DB noch einige Leistungen mit den “Mädchen für alles” erbracht. Diese Bezeichnung traf wahrlich auf diese robuste Baureihe zu. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war die 38 3323 immerhin bereits 44 Jahre alt! Im Hauptbahnhof von Freudenstadt gab es übrigens sehr benutzerunfreundliche niedrige Bahnsteige.         

Ein Betriebsfoto mit der 82 040 auf der Rampenstrecke zwischen den beiden Freudenstädter Bahnhöfen. Die schweren Züge waren in einer ausholenden Kurve auf der 2,8 km langen Trasse bei der Bergfahrt 7-8 Minuten unterwegs, um den Höhenunterschied von ca. 75 Metern vom tiefergelegenen Hauptbahnhof zum Stadtbahnhof zu überwinden. Es war schon ein Ohrenschmaus, wenn die (meist) drei Maschinen am Bahnsteig vom Hbf. langsam auf tollkühne Fahrt gingen. Vom Stadtbahnhof konnte man lange vor Ankunft die Rauchfahnen und das Toben der Rösser vernehmen. Je nach Betriebssituation waren die beiden 82er oder die 94er in Fahrtrichtung gesehen mal vorwärts, mal rückwärts am Zug.  Die ab 1950 gebaute Reihe 82 war eine sog. Neubaulok der DB. Die 040 wurde anno 1955 von der Maschinenfabrik Esslingen erbaut und hatte wie die Schwester 041 Riggenbach-Gegendruckbremsen für den Steilstreckenbetrieb.

2. Auf nach München und zur IVA

Vom 25. Juni bis 3. Oktober 1965 fand in München eine “Internationale Verkehrsausstellung” statt. Ihres Zeichens nicht die erste, denn bereits 1953 gab es in der bayerischen Metropole eine derartige Präsentation, wenn auch in wesentlich bescheidenerem Rahmen. Die DB stand zu jener Zeit ja voll im Strukturwandel hin zu den modernen Diesel- und Elloks, auch auf europäischer Bühne gab es viele Neuerungen im Bahnverkehr. Entsprechend gross war somit (noch) der Bahnsektor vertreten. Man fand sehr viele Ausstellungsstücke, wofür extra vom Münchner Südring ein Anschlussgleis verlegt wurde. In den vier Monaten wechselten die Fahrzeuge übrigens öfters, was einen zunächst etwas erstaunte, denn von Postkarten kannte man bereits das Ausstellungsgelände. Von der DB waren bspw. vorhanden: V 200.1, ET 27, V 169, E 03. Ein ganz besonderes Highlight hatte sich die Bahn insofern einfallen lassen, da es zwischen einem extra angelegten Ausstellungsbahnsteig und Augsburg Hbf. Schnellfahrten mit einer E 03 gab, sozusagen die ersten fahrplanmässigen Fahrten bei der DB mit Höchstgeschwindigkeit 200 km/h. Dieses Ereignis haben sich viele Besucher nicht entgehen lassen und mit Herzklopfen schaute man dann im Wagen auf die Anzeige, wann die “Schallmauer” erreicht wurde. Eisenbahnmässig sind in der Erinnerung besonders eine riesige Modellbahnanlage haftengebliben soiwe das “Lokorama” der Schweizerischen Bundesbahnen. Dies war ein runder Pavillion, in dem mit mehreren Projektoren ein Rundpanorama präsentiert wurde. Eine faszinierende Sache, wenn man bspw. über den Gotthard fuhr und “aus dem Fenster schauen konnte”. Eisenbahnbezogen war natürlich nicht nur die Ausstellung von Interesse, sondern ebenso der Münchner Hauptbahnhof. Abgesehen vom starken Zugverkehr überhaupt, fuhren hier immerhin zahlreiche “alte” Elloks (der Vorkriegsbauart), die man im Westen der Republik überhaupt nicht zu Gesicht bekam. Logisch, dass man auch einige Stunden auf den Bahnsteigen verbringen musste, damit die Reise ein “Erfolg” werden konnte. Hin ging es übrigens von Wuppertal aus mit dem D 504, einem mässig schnellen Zug, mit dem aber eine bequeme Tagesfahrt vom Rheinland nach Bayern möglich war. Als Loki-Spotter notierte man natürlich alle unterwegs erheischten fremden Loks, eine Sache, die angesichts der Vielfalt heute noch den Puls höher schlagen lässt (u.a 56.2 in Oberlahnstein, 93.5 in Wiesbaden, ET 25 alt in Heidelberg, 64 in Augsburg).                 
 

Zum Zeitpunkt der Aufnahme war die E 32 15 auch bereits vierzig Jahre alt. Sie gehörte zu den sog. Altbau-Elloks der DB, also zu jenen Typen, die vor dem Krieg gebaut wurden. Die E 32 waren bei der DB im leichten Personenzug- und Zubringerdienst eingesetzt. Im Münchner Hauptbahnhof wurden sie vielfach dafür gebraucht, die Wagengarnituren vom Abstellbf. Pasing in die Halle zu ziehen resp. herauszuholen. Bekanntlich hat die bayerische Metropole einen grossen Kopfbahnhof, wo solche Fahrten immer nötig waren. Im heutigen Zeitalter von festgekuppelten Garnituren, von Wendezügen und Triebwagem ist dies ja in wesentlich geringerem Umgang nötig bzw. wird dies von den Zugloks oft selber übernommen.               
Die nicht gezeichneten Aufnahmen in München auf dem Hbf. und der IVA stammen von August 1965. 
Fotos (11) VOBA

Eine tolle Fuhre begegnet uns hier bei strömendem Regen auf dem Münchner Südring, die 01 240 (Baujahr 1925) mit einer kaum jüngeren Ellok der Reihe E 75 (die E 75 wurden zwischen 1929 und 1931 gebaut). Anzunehmen ist, dass die Ellok damals zum Bestand vom Bw München-Ost gehörte. Die 01 240 (ex 02 008) wurde im Mai dieses Jahres vom Bw Treuchtlingen nach Mühldorf umstationiert (weil die wichtige Strecke von Treuchtlingen über Ansbach nach Würzburg unter Fahrdraht kam), von wo sie offenbar einen Zug in die Bayern-Metropole gebracht hat. Nach der Kohle auf dem Tender müsste sie gerade restauriert aus dem Bw kommen. Einen Tag später konnte man die 01 240 übrigens an gleicher Stelle nochmals erspähen, aber ohne die Ellok. Von der IVA führte eine Brücke über die Trasse vom Hbf. bzw Pasing zum Ostbahnhof. 

Die grün oder blau gestrichene E 18 war die wichtigste Schnellzuglok, bevor bei der DB die Neubauloks der Baureihe E 10 erschienen. Auf einigen Abschnitten in Süddeutschland konnten sie ihre Leistungsfähigkeit vor schweren Schnellzügen und mit akzeptablen Geschwindigkeiten unter Beweis setzen. Zum Zeitpunkt des Besuches in München waren die formschönen Hirsche noch in den Werken von Freilassing, München Hbf., Nürnberg Hbf. und Regensburg stationiert. Das Verzeichnis weisst die Ellok Nr. 18 damals dem Bw im Berchtesgadener Land als zugehörig aus und musste wahrscheinlich einen D-Zug nach Salzburg oder Kufstein fahren. Erste Loks der E 18 wurden bereits 1935 ausgeliefert, letzte im Nachbau von der DB erst 1955. Die Nr. 18 ist ein rechter Oldie (1936). Das Foto stammt von Ende Juli 1965.
Foto Ulrich Budde   

Der eigentliche Anlass der Bayernreise war ja die Ausstellung in München. Vor vierzig Jahren war die Bahnwelt noch einigermassen in Ordnung und man konnte auf den extra verlegten Abstellgleisen viele deutsche und europäische Loks “besteigen”. Von der DB war natürlich der Star, die E 03, da, desweiteren u.a. V 200.1, ET 27, E 50 oder VT 24.6. Die Aufstellung der Fahrzeuge wechselte schon einmal, was etwas überraschte, denn man kannte die Ansammlung bereits von Bildern. Links sehen wir den Triebwagen ET 27 für den Nahverkehr. Leider wurden davon doch nur fünf Exemplare gebaut, die in Tübingen beheimatet waren. Die V 169 001 war ein Einzelexemplar (Bw Kempten) und war mit einer zusätzlichen Gasturbine ausgestattet. Die V90 020 (Bw Kornwestheim) konnte man -damals eine sensationelle Sache- mit einer Funkfernsteuerung fahren.

Das ist “der schnellste Zug der DB” anno 1965, der während der IVA-Zeit auf der Strecke München Ausstellungsbf. - Augsburg Hbf. zweimal täglich (D 10/11 und D 12/13) mit einer planmässigen Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h verkehrte. Diese Geschwindigkeit wurde zwischen Olching und Augsburg-Hochzoll erreicht. Der in der Regel mit sieben Wagen ausgestattete Zug fuhr auf der Strecke fast 350 Mal und war natürlich ein absolutes Highlight der Ausstelllung. Im Bild die neue E 03 004 vor der Rückfahrt in Augsburg Hbf.. Die vier Vorserienmaschinen wurden allesamt bem Bw München Hbf. immatrikuliert.

Oben:Die Einladung stammt vom monatlichen “Zugbegleiter”.
Links: Und das ist sie, die begehrte Fahrkarte für die Schnellfahrt mit der E 03 und 200 km/h, hier vom 24.8.1965.
Vorlagen (2) Sammlung VOBA

Ein Fan konnte zurück ins Rheinland mit dem “Hans Sachs” fahren. Dieser Zug fuhr frühmorgens in Hagen ab und nahm dann seinen Weg über Frankfurt - Nürnberg. Die Garnitur stand dann im Hauptbahnhof gut eine Stunde herum und kehrte spät abends in den Westen zurück. Zuglok war damals natürlich “die blaue E 10” vor den ebenso blauen Aüm-Wagen, also war es insgesamt ein typischer F-Zug der DB der beiden Jahrzehnte vor dem IC-Zeitalter.
Vorlage Sammlung VOBA

Die Baureihe E 44 war - ellokmässig gesehen - so was wie ein Mädchen für alles, denn sie konnte mit ihren 90 km/h vor vielen Zugarten benutzt werden. In München war sie durchweg im Nahverkehr eingesetzt und zog auch so manche Garnitur in die Halle. Die E 44 war eine typisch süddeutsche Maschine, dort aber über die gesamte Region anzutreffen (anno 1965 von den Bw Aschaffenburg, Augsburg, Freiburg, Freilassing, Garmisch, München Hbf. + Ost, Nürnberg Hbf., Rosenheim und Stuttgart aus). Hier sehen wir die E 44 091 (Baujahr 1939) im Vorfeld vom Hbf. Im Hintergrund die auch zu Krimiehren gekommene Hackerbrücke, links davon das damals recht neue Zentralstellwerk. Die Lok steht nur wenige Hundert Meter weg von ihrem Heimathaus, dem Bw München Hbf..

Zwar nicht ein DB-Fahrzeug, aber unzweifelhaft auf deutschen Gleisen aufgenommen. Aus dem Süden ist der italienische Triebwagen vom Typ ALn 442-460 sozusagen “herauf” gekommen und wartet nun für ca. 2 Stunden auf seine Heimfahrt. Als TEE 74/75 “Mediolanum” ist er zwischen Mailand und München unterwegs. Im Gegensatz zum DB-Starzug, dem schnieken VT 11.5, ist der Triebzug der FS Italia recht spartanisch ausgestattet und besitzt ja nur zwei Waggonteile. Offenbar reicht das Angebot auf der Relation aus. An sich verständlich, denn mit einer Fahrzeit von ca. 7 Stunden zuckelt er mehr durch die Landschaft, speziell mit qualmenden Motoren den Brenner hinauf. Also zwar “Trans Europ”, aber weniger “Express”. Später wurde der Zug auf den VT 11.5 umgestellt, aber bald darauf auf Elloks und Wagengarnitur der FS.

Besuch aus Augsburg, denn da ist die E 17 05 im betreffenden Jahr beheimatet. Diese Loktype war auch ein rechtes Arbeitstier und ein formmässig ausgewogenes dazu. Zur IVA-Zeit waren die Maschinen nur in den Betriebswerken von Augsburg und Stuttgart zu finden, was auch auf die vornehmlichen Einsatzgebiete auf bestimmten süddeutschen Hauptstrecken schliessen lässt. Die Aufnahme ist ein typisches Motiv vom Münchner Hauptbahnhof, denn vor der Halle liessen sich die alten Loks vortrefflich fotografieren, besonders ab Mittag “mit Sonne im Rücken”. Die E 17 05 wurde 1929 von der Reichsbahn beschafft. Die Angaben der Jahre der Indienststellung der sog. Altbau-Elloks und auch der Dampfrösser zeigen gut, wie überaltert der Fahrzeugpark der DB vor vierzig Jahren schon war (Aufnahme vom Juli 1965)!
Foto Ulrich Budde

“Vorsicht, der Eilzug aus Mühldorf hat Einfahrt” wird es so ähnlich aus den Lautsprechern geklungen haben, für den Bahnfan müsste es wohl eher heissen: “Brandneue Diesellok mit alter Dampflok im Anrollen”. Denn die V 160 021 ist erst im Februar 1965 in Dienst gekommen, während die 01 (Nummer leider nicht notiert) schon einige Jährchen auf dem Buckel hat. Die Dampflokherrlichkeit am Inn ist längst Geschichte, aber der Fotofan kann auch heute noch im “Mühldorfer Stern” tolle Züge mit Dieselloks festhalten (u.a. die schweren Kesselzüge im “Chemiedreieck”).

Hier stehen wir im sog. Starnberger Bahnhofsteil vom Hbf., nördlich der grossen Halle. Ursprünglich waren hier die Züge aus/nach Garmisch abzufertigen. Mittlerweile hat sich das etwas verschoben. Links sehen wir nochmals eine E 32, die eine Wagengarnitur ans Gleisende gezogen hat. Rechts ein Besuch aus Kempten, denn dort waren die beliebten V 200 zu Hause. Die V 200 135 (vom Bautyp der V 200.1, die eine stärkere Variante der V 200.0 darstellt) ist nach Fahrt über die Allgäubahn mit dem Eilzug aus Lindau eingetroffen. Oft wurden die Züge aus dieser Richtung aber auch im grossen Hallenbereich abgefertigt. Die E 32 108 vom Bw München Hbf. stammt von 1925, während die V 200 vierzig Jahre jünger ist und ganz frisch daherkommt, denn sie wurde erst im April 1965 von der DB übernommen.

Die ersten Loks der Baureihe E 16 wurden nach Indienststellung noch mit einer bayerischen Nummer bezeichnet (ES 1), obwohl die Beschaffung anno 1926/27 bereits zu Reichsbahnzeiten vor sich ging. Nach dem Krieg wurden sie alle beim Betriebswerk Freilassing - das Städtchen liegt gleich wenige Kilometer vor Salzburg - zusammengefasst und waren so eine typische Erscheinung auf den Strecken südwärts von München Richtung Kufstein und Salzburg. Auch gab es einige Einsätze nach Innsbruck. Die E 16 05 steht demnach auch hier vor einem Schnellzug Richtung Alpen. Die Lok war bestimmt keine Schönheit, nicht zuletzt durch den ungewöhnlichen, bei schweizerischen Loks aber öfters angewandten “Buchli”-Antrieb. Denn der war nur auf einer Lokseite zu finden (wie im Bild), während die andere Lokseite im Fahrwerksbereich recht “kahl” war.

Eine Aufnahme nicht aus München, sondern eingefangen auf der Hinfahrt zur IVA im Juli 1965 im Hauptbahnhof von Heidelberg. So gerade gegenüber, dass man sich mal eben aus dem D 504 wagen kann, steht am Bahnsteig ein Nahverkehrstriebwagen der Reihe ET 25. Dieser hat zudem noch die alte, für die Reichsbahn-Tw typische Schnauze. Bekanntlich wurden die Triebwagen von der DB in den 60er Jahren umgebaut und bekamen die wenig schöne “platte” Stirnfront. Der im Bild sichtbare ET 25 019b (und dahinter der 019a) wurde wie die meisten seiner Kollegen dieser Baureihe anno 1935 von der Reichsbahn beschafft. Damals mehr für den mittleren Fernverkehr als für den Nahverkehr.
Foto Ulrich Budde

3. Endlich Ferien: auf an die Nordsee

Im Sommer 1965 ging es in den Urlaub an die Nordsee und zwar auf die Insel Wangerooge. Eine weise Entscheidung, denn hier gab es ja die Inselbahn, einzige DB-eigene Strecke dieser Art. So musste natürlich alles erkundet werden, leider wurden nur wenige Fotos gemacht. Die Inselbahn wurde im Jahre 1897 von den damaligen Großherzoglich Oldenburgischen Staatsbahnen eröffnet (dazu muss man wissen, dass die Insel und das auf dem Festland liegende Wangerland eben nicht zum preussischen Ostfriesland gehörten). Neben der heute noch vorhandenen Linie zum sog. Westanleger wurde später auch am anderen Inselende der Ostanleger für die Schiffe aus Bremerhaven und Wilhelmshaven gebaut, der aber oft versandte und 1958 endgültig stillgelegt wurde Dazu gab es eine weitere Stichstrecke in den Westen der Insel, speziell wichtig für die militärischen Befestigungsanlagen und auch für das dort ansässige Büro des Wasser- und Schiffahrtsamtes. Diesen Zweig gibt es heute noch. Zu bestimmter Zeit gab es in der Verknüpfung mit der Trasse zum Westanleger bei der “Saline” daher ein Gleisdreieck. Anno 1965 war der Betrieb auf der Insel natürlich schon verdieselt. Es gab die drei kleinen Köf 99 501 bis 503 für die Urlauberzüge. Die 501 wurde durchweg im Güterdienst eingesetzt. Zusätzlich gab es von der DB noch eine Mannschaftsdraisine sowie eine kleine Feldbahnlok vom Schiffahrtsamt - und im Schuppen stand noch eine Dampflok!!. Vom Festland her war die Insel mit dem Zug gut zu erreichen, denn zum Anleger in Harle gab es eine Strecke von Jever her. Da die Schiffe dem Tide-Verkehr unterliegen, muss(te) man jeden Tag mit anderen Abfahrzeiten rechnen. Von Jever bzw. auch von Wilhelmshaven und sogar von Bremen gab es im Sommer damals sog. Tidezüge zu bestimmten, täglich wechselnden Fahrzeiten.
 

Die Köf 99 501 kann vom Bautyp her ihre Verwandtschaft zu den Heeresfeldbahn- Lokomotiven nicht verhehlen, ist aber ein echtes DB-Produkt. Sie steht hier im August 1965 im Ortsbahnhof von Wangerooge an der sehr intensiv genutzten Güterverladung. Schliesslich muss so gut wie alles mit der regen Inselbahn transportiert und entsprechend umgeladen werden. Die Lok war in der Regel für den Güterdienst im Einsatz. Gebaut wurde der Teckel im Jahre 1952 von der Firma Gmeinder in Mosbach und zunächst als V 11 901 bezeichnet. Später erhielt sie dann die im Bild sichtbare Beschriftung. Nach der EDV-Nummerierung zum 1.1.1968 bekam sie die neue “computergerechte” Loknummer 329 501. Zuletzt hiess das Maschinchen 399 101-5. Die drei Köf-Aufnahmen entstanden Anfang August 1965.

Eine Riesenüberraschung war die Auffindung der letzten Dampflok der Inselbahn im Schuppen (allerdings erst 1966 entdeckt). Die Lok wurde nach Anlieferung der beiden Köf-Maschinen in 1957 bald abgestellt (zum Zeitpunkt, als die Linie zum Ostanleger aufgegeben wurde), aber bis 1961 als Reserve gehalten. Inwiefern sie dabei überhaupt jemals noch im Einsatz war, konnte nicht erfahren werden. Dann stand die 99 211 (Henschel 1929) weitere sieben Jahre im Schuppen, bevor sie im Sommer 1968 an den jetzigen Standort beim alten Leuchtturm gezogen wurde. Beim ersten Besuch dort im Sommer 1969 hatte sie doch tatsächlich hellblaue Stangen bekommen. Im engen Schuppen war natürlich kaum Platz zum Fotografieren (das Foto entstand 1966). Beim Urlaub 1967 wurde die Lok darum extra für den jungen Bahnfan zum Fotografieren aus dem Schuppen gezogen!

Die beiden Köf 99 502 und 503 kamen 1957 auf die Insel. Sie fuhren jeweils die in der Hauptsaison üblicherweise gebrauchten beiden Zuggarnituren. Die Aufnahme mit der Nr. 503 entstand vor dem Empfangsgebäude. Beide Köfs lieferte wiederum die Fa. Gmeinder. Sie erhielten zunächst die Nummern V 11 902 und 903. Ob diese Bezeichnung überhaupt an den Fahrzeugen auf der Insel angeschrieben war (beim Firmenfoto hatten sie die Nummern), bleibt unklar. Alle Loks waren 1965 buchmässig dem Bw Oldenburg Hbf. zugeordnet! Die Beschriftung änderte sich später analog zur Nr. 501. Nach Übernahme bzw. Anlieferung weiterer Kleinloks für die Inselbahn seit den neunziger Jahren sind die drei Köfs seit nicht langer Zeit im Museumsbestand Prora auf der Insel Rügen gelandet oder vielleicht angemessener gesagt: gestrandet.

Die DB besass damals auch eine kleine Mannschaftsdraisine für die Fahrten auf der Insel (Klv 09-0001). Dass bei den Touren ab und zu mal eine Köf oder ein Wagen im Wege waren, ist nicht zu übersehen. Der Tw steht im “Bw” von Wangerooge vor dem Lokschuppen. Rechts im Gebäude (im Stil der im Krieg zerstörten Bahnhofshalle vor dem Empfangsgebäude) ist eine Werkstatt untergebracht (Juli 1965).

Von Wangerooge wurden
 immer wieder Fahrten
 nach Helgoland, zu den
 anderen Inseln oder zur
 grossen Schiffahrtslinie
 angeboten. Am 8.8.65
 fuhr man “in See”, und
 zwar zu den Leuchttür-
men “Roter Sand” (ge-
rade ausser Betrieb,
heute Denkmal) und
“Alte Weser” (das ist
das damals neue
 Leuchtfeuer), mitten
in der Aussenweser.
Vorlage Sammlung VOBA

Auf der Rückfahrt vom Urlaub “am Freitag, den 13ten” August 1965 wurde man auf dem Festland sofort von der seinerzeitig noch oft vorhandenen Dampflokherrlichkeit eingeholt! Denn am Anleger in Harle war die 78 263 (Vulcan 1922) vor dem Zug zu bewundern, die von Mai bis November des Jahres beim Bw Emden zu Hause war. Am Anleger in Harle gab es einen direkten Anschluss nach Jever an die Küstenbahn. Von dort ging es weiter nach Norden, Wilhelmshaven, Oldenburg oder Bremen. Neben den planmässigen Zügen gab es auch sog. “Tidezüge” (einige sogar direkt von Bremen), deren Fahrzeiten sich in Abhängigkeit der Schiffsverbindungen zur Insel jeden Tag änderten. Ein Jahr später war die Dampflokära vorbei und man konnte vor dem Zug eine Köf II ablichten (wegen der Witterung ausgestattet mit einem geschlossenen Führerhaus).   Fotos (5) VOBA

Über den Tellerrand: Deutschland im Jahre 1965
Der Zweite Weltkrieg ist zwanzig Jahre vorbei und in der Bundesrepublik herrscht das bekannte “Wirtschaftswunder”. Die Mitbürger können wieder richtig durchatmen und haben die Reiselust entdeckt. In den Lohntüten gibt es was zu finden und am Arbeitsmarkt werden immer noch viele Kräfte gesucht. Politisch verfolgt Bundeskanzler Ludwig Erhard, seit zwei Jahren im Amt als Nachfolger des legendären Konrad Adenauer, immer noch seine Vorstellungen einer “sozialen Marktwirtschaft” und seines Credos des “Wohlstands für alle”. Schaut man auf die Daten von Wirtschaftswachstum und Arbeitslosigkeit, so scheinen aus heutiger Sicht damals paradiesische Zustände geherrscht zu haben. Ein politisches und gesellschaftliches Highlight in jenem Jahr war zweifellos der Staatsbesuch der englischen Königin Elizabeth II. im Mai, auch was Besonderes für die Bahnfans. Denn durch das Land ging es zum grossen Teil mit einem Sonderzug mit exzellent ausstaffierten Salonwagen. Und doch - erste Körnchen im Gesamtgetriebe sind nicht zu übersehen und in der Bevölkerung mehren sich Stimmen, die Zweifel an den alten Werten und Tugenden anmelden. Also erste Umbruchs-Ansätze in der Gesellschaft, die nicht zu negieren sind. Dazu deuten einige Daten (im Vergleich zu den früheren Jahren) doch auf wirtschaftliche Schwierigkeiten im nächsten Jahr hin, die dann im Anschluss in der ersten Wirtschaftskrise zur grossen Qualition der beiden grossen Volksparteien in Bonn führten. Dazu scheinen sich Wandlungen im “Verhalten” der Menschen anzudeuten: Umgangsformen werden schärfer und auf der anderen Seite lockerer, Hierarchien beginnen aufzubrechen. Und in der Jugend? Ja, gerade von da kommen viele “neue Gedanken” und es wächst die Beat-Generation heran, die sich nicht alles sagen lässt und eigene Vorstellungen von Lebensformen und der Einstellung zum Geld entwickelt. Ein grosses Indiz dafür ist im September sichtbar, denn da eröffnet in Bremen der “Beat-Club” seine Pforten - vom späteren Tagesschausprecher Wilhelm Wieben angekündigt als “Sendung nur für junge Leute” -, was in damaliger Zeit schon eine rechte Zäsur in der Fernsehlandschaft war.
 

4. In der Bergisch-Märkischen Heimat

Dass die engere Heimat - bahnspezifisch gesehen - als erstes erkundet wurde, dürfte wohl klar sein. Das wird den anderen Bahnfans zu jener Zeit bestimmt nicht anders gegangen sein. Hauptbahnmässig war ja die Strecke von Düsseldorf bzw. Köln nach Hamm seit Ende Mai 1964 elektrifiziert, so dass es mit der ganz grossen Dampflokherrlichkeit vorbei war. Aber auf den Nebenstrecken sowie im Güter- und Rangierbetrieb gab es noch viele besondere Fahrzeuge zu beobachten und vom nahen Hagen aus waren die Strecken nach Kassel und Richtung Paderborn auch noch in grossem Maße dampfbetriebene Linien. Im Tal der Wupper gab es zu jener Zeit noch zwei Bahnbetriebswerke, das Bw Vohwinkel für die Dampfrösser und das Bw Steinbeck für die Dieselfahrzeuge. Erste Fahrten führten dann bald ins nahe Hagen. Dort gab es das grosse Bw Hagen-Eckesey, bis September 1966 Heimstatt der legendären Baureihe 03.10. Für die Güter- und Rangierloks gab es im Norden vom Hbf. das Bw Hagen Gbf., wo man u.a. die beliebten preussischen G 10 finden konnte. Das Bw Hagen-Vorhalle war nach der Elektrifizierung der Ruhr-Sieg-Strecke im Mai 1965 fast schlagartig eines Grossteils der 44er-Leistungen enthoben und wurde bald danach aufgelöst.        
 

Das Bw Hagen-Eckesey war nach dem Krieg eigentlich das einzige Bahnbetriebswerk in der Bundesbahndirektion Wuppertal, wo Schnellzuglokomotiven stationiert waren. Das kommt nicht zuletzt daher, dass die zentrale Hauptstrecke von Hamm über Hagen nach Köln bzw. Düsseldorf eine klassische Durchgangslinie war und ist, in deren Zwischenstationen verhältnismässig wenige Fernzüge ihren Anfangs- resp. Endpunkt hatten. Bei einem Besuch im August 1965 im Bw konnte man die 01 1084 (Baujahr 1940) ablichten, die aber nicht hier beheimatet war, sondern vom Bw Kassel stammte. Dort in Nordhessen wie im relativ nahen Bebra war ja bei der DB eine der wenigen Hochburgen, wo ölgefeuerte Dampflokomotiven unterhalten wurden. Die Ansicht ist eine klassische Perspektive an den Behandlungsanlagen neben dem alten Rechteckschuppen (der heute modernisiert noch vorhanden ist).       

Während in Hg-Eckesey die Personenzugloks und in Hg-Vorhalle die schweren Güterzugloks hausten, war das mittelgrosse Bw Hagen Gbf. mehr für den Rangierdienst, für leichte Güterzüge und Übergaben zuständig. Ein Mekka für viele Eisenbahnfans war es insofern, als hier bis Anfang der 70er Jahre etliche Maschinen der preussischen Baureihe G 10 herumfuhren (aber zum Schluss buchmässig vom Bw Bestwig betreut wurden). Am 17. Oktober 1965 war ein Dampflokfreund vor Ort und hat diese “mächtige” Ansicht der 57 2577 festgehalten. Die Lok steht an den Behandlungsanlagen, während sich der Lokschuppen hinter der Lok befindet. Die 2577 wurde 1922 gebaut.   
Foto Helmut Dahlhaus

Beim relativ modernen Stellwerk Rittershausen Ost sind wir auf heimischem Terrain im Bahnhof Wuppertal-Oberbarmen (die Station hiess bis 1930 Barmen-Rittershausen). Die V 36 206 ist heute mit einem Dienstzug hier auf dem Stumpengleis neben der Strecke nach Remscheid abgestellt. Die sog. Wehrmachtslok (Bj. 1939) ist im Bw W-Steinbeck beheimatet, ein bis weit in die 70er Jahre hinein wirkliches Zentrum dieser Baureihe. Die Maschinen fuhren nach dem Krieg übrigens mit Beiwagen der alten Reichsbahn-Tw im teilweise bereits vertakteten Wendezugverkehr auf der Talachse. Im Hintergrund sehen wir auf die alten, heute noch erhaltenen Stadthäsuer an der Höfen-Strasse (Foto vom Mai 1965).

Das Bw Wuppertal-Vohwinkel war in den 60er Jahren eine Hochburg der “Jumbos”, wie die Baureihe 44 von den Bahnfreunden oft bezeichnet wurde. Damit wurden die schweren Güterzüge Richtung Ruhrgebiet und Rhein gefahren. Vieles ging dabei über die Rheinische Strecke (auf der Gesamtachse von Hagen-Eckesey nach Düsseldorf- Gerresheim). Nach der Elektrifizierung der Wuppertaler Bahnstrecke im Mai 1964 war die grosse Zeit der Jumbos zwar vorbei, aber dennoch wurden bis Anfang 1968 noch etliche Züge mit Vohwinkler 44ern bespannt. Für einige Zeit danach kamen von anderen Werken (vornehmlich aus Hamm) noch 44er zum Wenden ins Bw. Das Bild datiert vom April 1965. Die 44 673 war von der Anlieferung (1/1942) an sich bis 9. März 1965 in Altenhundem beheimatet, aber vom 10. März bis 29. Mai zwischenzeitlich im Bw Vohwinkel stationiert (später dann im Ruhrgebiet).

Wieder zurück ins Bw Hagen-Eckesey, und zwar zum alten Lokschuppen an der Rheinischen Strecke. Im Zuge des Neubaus des grossen Rechteckschuppens (1926/27) kamen die beiden vorhandenen Rundschuppen ins Hintertreffen, aber es wurden hier weiterhin Loks gewartet und abgestellt. Das Areal machte nach dem Krieg einen ziemlich vergammelten Eindruck, da die zerstörten Teile nicht wieder vollständig aufgebaut wurden. Ein Lokschuppen ohne Dach war immer eine trostlose Erscheinung und aus Sicht der Bahnfreunde unverständlich. Nicht nur für die Loks war es ja eine Zumutung, erst recht für die Bahnmitarbeiter. So “richtig alt” wirkt das Bahngelände hier, als man im August 1965 die relativ junge Köf II Nr. 6411 (Bj. 1959) in ihrem Heimat-Bw ablichten durfte .           

Zwei schöne Fotos von der Loktype im Bw Hagen-Eckesey, die mittlerweile einen richtigen Kultstatus besitzt - auch wenn sie schon fast 40 Jahre ausgemustert ist, es keine Lok davon mehr gibt und viele Bahnfreunde sie nur vom Hörensagen kennen. Die Loks der Reihe 03.10 waren in den 60er Jahren ein wichtiges Rückgrat bei der BD Wuppertal und fuhren etliche Fernzüge nicht nur auf der Bergisch-Märkischen-Strecke. Nach der Elektrifizierung der Hauptlinie durchs Tal der Wupper im Mai 1964 konnte man sie noch ein Jahr verstärkt auf der Ruhr-Sieg-Strecke erleben, danach mit abnehmenden Leistungen bis zuim September 1966 von Hagen aus Richtung Kassel und Paderborn. Die 03 1001 stand dann etliche Jahre im Bw Eckesey herum, weil sie als Denkmal der Stadt Hagen dienen sollte. Oben ein wehmütiges Foto der 03 1011 im Hagener Hauptbahnhof. Unten steht die 03 1004 (beide Borsig 1940) auf einem Abstellgleis im Eckeseyer Güterbahnhof (September 1965). Modellbahnfans warten bereits seit Jahren auf ein Großserienmodell dieser DB-Type.
Fotos (2) Helmut Dahlhaus

Ein weiterer Besuch im Bahnhof von Wuppertal-Oberbarmen und nochmals eine V 36. Aber was für eine, denn die V 36 238 war ein Unikum. Um die Sicht beim Rangieren und bei den Personenzügen zu verbessern, entschloss sich die Bahn, für diese Wehrmachtslok (Bj. 1939) ein neues Führerhaus zu bauen. Offensichtlich hat sich die Sache aber nicht als so überzeugend herausgestellt, denn es blieb bei diesem Einzelexemplar. Die Lok war bei der Aufnahme im Sommer 1965 im Bw W-Steinbeck stationiert, kam aber dann bald zum Bw Finnentrop, an der Ruhr-Sieg-Strecke gelegen und auch zur BD Wuppertal gehörig. Im Bild steht die Maschine im Rbf. W-Oberbarmen. Unser Blick geht vom Bahnsteig nach Süden zu den Häusern an der Widukindstrasse.
Foto Ulrich Budde

Im Bw Wuppertal-Vohwinkel war die Baureihe 78.0 eine wichtige Type im Nahverkehr, sowohl auf der Talachse als auch auf der Essener und Remscheider Strecke. Die letzte Maschine, die 78 159, wurde im November 1967 ausgemustert. Als der Fotograf am 24. Oktober 1965 zum Bw Vohwinkel reiste, war der Stern der preussischen T 18 bereits stark gesunken und etliche Maschinen waren im Bw-Areal abgestellt. Zu ihnen gehörte auch die im Bild sichtbare 78 027, ein Urviech der Reihe mit Baujahr 1914. Mit dem rundlichen Dach ohne Aufbau, wie wir das ja bei den meisten anderen Maschinen dieser Baureihe her kennen (siehe links die Lok), wirkt das Dampfross eben “noch ein bisschen älter”.   
Foto Helmut Dahlhaus

Zurück auf den Hagener Hauptbahnhof, diesmal im August 1965, als es auch dort noch einen Nahverkehr mit der alten Preussin T 18 gab. Die 78 193 (Bj. 1920) fährt in heimischen Gefilden, denn sie war in der Obhut vom Bw Hg-Eckesey. Wo der Zug genau hinfuhr, hat man nicht notiert. Die Lok steht aber am Bahnsteig in Richtung Nordausfahrt und könnte vielleicht nach Hattingen gedampft sein. Die 78er hatte ein eigenwilliges Aussehen.  Fotos (5) VOBA

Mehr Fotos aus Wuppertal und Umgebung (auch von 1965) gibt es auf einer separaten WebSite.
U.a. finden Sie Seiten über den Bf. Oberbarmen, das Bw Vohwinkel oder die Linie Wtal - Hagen
.
www.bahnen-wuppertal.de

5. Der grosse Eisenbahnknoten: Hamm (Westf.)

Die Stadt Hamm, am östlichen Eingang zum Ruhrgebiet gelegen, war früher ein zentraler Knotenpunkt im Bahnverkehr. Der weitläufige Rangierbahnhof gehörte zu den grössten bei der Deutschen Reichsbahn und war für viele Frachtenzüge aus Ost- und Mitteldeutschland das grosse Tor im Westen. Streckenmässig verknüpft der Bahnhof eine stramme Anzahl von Hauptstrecken, so dass auch im Personenverkehr viel Betrieb zu verzeichnen war und noch ist. Im Jahre 1965 waren hier viele Streckenäste noch nicht elektrifiziert, so dass die Dampfloks noch dominierten. Für den Bahnfan interessant waren zudem die Umspannmanöver, denn die Strecken nach Köln - durchs Ruhrgebiet und über Wuppertal - waren ja bereits unter Fahrdraht. Besonders intensiven Verkehr gab es auf der viergleisigen Rollbahn nach Bielefeld - Hannover zu verzeichnen. Auf dieser gut trassierten Strecke kamen im hochwertigen Fernverkehr vermehrt Dieselloks zum Einsatz. Klar, dass sich an solch einem Ort auch ein grosses Betriebswerk etablieren konnte. Im vom Bahnhof aus südwestlichen Areal waren hier zwei Bereiche, die nahe beieinanderlagen, aber eigenständig waren. Für die Dampfloks gab es das Bw Hamm G, für den Personenverkehr das Werk Hamm P. Im September 1966 wurden sie zum Bw Hamm vereinigt. Eine erste Reise führte im Mai 1965 in das Bw, leider bei eher mässigem Wetter und mit den einfachen Kameras ausgestattet. Damals fuhr man eben an jenen Tagen ins Bw, wofür man die Erlaubnis hatte und traute sich nicht so richtig, einfach an einem Sonnentag aufzukreuzen. Auf dem Bahnhof selbst gab es natürlich neben den Dampfern jede Menge V 200 zu bestaunen und aus Bielefeld kam ein VT 33 zu Besuch. Besondere Aufregung, weil eben “neu”, vermittelte das plötzliche Auftauchen vom Triebwagen ET 27, der damals im Ruhrgebiet Probeeinsätze fuhr und die älteren ET 30 ergänzen sollte. Im Bw selbst war natürlich das Paradies zu finden mit Maschinen der Reihen 01, 01.10, 23, 41 44, 50, 50.40, 55.25 und 94.5. Also, Zeitmaschine angeworfen und auf nach Westfalen! 
 

Hamm und die V 200, eine starke Ehe auf Zeit. Lange Jahre prägten die formschönen Maschinen das Bild im Bahnhof und im Bw. Die hochwertigen F-Züge nach Hannover wurden bis zur Elektrifizierung im September 1968 allesamt von den Rennern gefahren und erzielten auf der gut trassierten Strecke hervorragende Fahrzeiten. Der offenbar schnellste Zug, der F 15 “Sachsenross”, schaffte die 176,5 Kilometer zwischen Hamm und Hannover Hbf. bei einem Zwischenhalt in Bielefeld in 92 Minuten, was einen Durchschnitt von 115 km/h ausmacht (bei nur 140 km/h Höchstgeschwindigkeit der Baureihe V 200!). Aber auch vor normalen D- und Eilzügen und sogar im Güterbetrieb war die Lok nicht wegzudenken. Hier sind wir auf unserer Tour zum Eisenbahnknoten im Bahnhof angekommen und müssen sofort ein Bild von der seinerzeitigen Starlok machen. Die V 200 072 wurde übrigens 1959 gebaut. 
Alle Aufnahmen in Hamm stammen vom Mai 1965 und wurden mit der Instamatic bei sehr mässigem Wetter gemacht.

Nach Ausstieg aus dem D 65 im Hammer Bahnhof wurde erst einmal vor dem Bw-Besuch über diverse Bahnsteige gehechtet, um einige Loks im Bild festhalten zu können. Eine davon war die 01 170 mit Baujahr 1936, die damals im Bw Paderborn zu Hause war. Die Linie dorthin Richtung Kassel war ja seiner Zeit noch voll in Dampflokhänden. Die Baureihe 01 war der Stolz der Reichsbahn und vor vielen hochwertigen Zügen überall im Reichsgebiet eingesetzt (die leichtere 03 dagegen mehr in Norddeutschland). Die DB konnte auf diese bewährte Type natürlich nicht verzichten und bespannte noch bis 1973 im Hofer Raum viele Züge damit. Zahllose Fans sind ja damals an die “Schiefe Ebene” gepilgert.

Aus Bielefeld war ein VT 33 nach Hamm gekommen. Man kannte aus dem Wuppertaler Raum die beim Bw W-Steinbeck stationierten VT 36.5, aber diese andere, “neuer aussehende” Vorkriegsbauart nicht. Im Bw Bielefeld waren neben den VT 33 auch noch VT 45 zu finden. Dazu kamen vom Bw Rheine ins nahe Münster die VT 60, wo wiederum Tw der Reihe VT 25 hausten. So war bei der DB der 60er Jahre das nördliche und östliche Westfalen eine Hochburg der alten Reichsbahn-Tw, von denen es gar nicht allzu viele mehr gab. Wie in den sechziger Jahren rückblickend festzustellen ist, waren die Wagen und Triebfahrzeuge - abgesehen von einigen Ausnahmen - meist in einem recht ordentlichen äusserlichen Zustand. So auch der VT 33 231, der in typischem DB-rot (ehrlich, auch wenn es ein sw-Foto ist) eine gute Erscheinung vermittelt.

Die 41er war eine “Güterlok für schnelle Züge”. Deshalb sah man sie auch öfters vor Durchgangszügen mit verderblichen Frachten (u.a. Seefische, Tiere). Auf den Rollbahnen Norddeutschlands konnten sie ihre Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h dann oft ausfahren. Aber auch in den Mittelgebirgen, bspw. auf der alten Nord-Süd-Strecke durch Hessen, war sie gern gesehen. Die 41 186 (Baujahr 1939) hatte bei der DB durch Umbau Ölhauptfeuerung bekommen und besass einen Neubaukessel. Zum Zeitpunkt der Aufnahme konnte man sie im Heimat-Bw Osnabrück Hbf. besuchen. Eine Fahrt nach Hamm war für die “Ochsenlok” daher nichts Aussergewöhnliches. Die Lok steht ausserhalb des grossen Rechteckschuppens vom Bw Hamm G.

Die preussische G 8.1 war ursprünglich eine Güterzuglok für mittelschwere Züge. Bei der DB wurde die robuste Baureihe zunehmend im Rangierdienst eingesetzt - vielfach am Ablaufberg - und fuhr ansonsten eher Übergabezüge. Im grossen Hammer Rangierbahnhof war die Lok somit auch ein wichtiges Arbeitspferd und teilte sich die Arbeit mit den 94ern. Die 55 4231 (Borsig 1916) konnte im Freigelände vom Bw Hamm G (= Güterzugdienst) abgelichtet werden. Einige Fans machten zum Glück ein Foto, andere schlichen derweil wohlgesittet mit dem freundlichen Bahnbeamten um die Lok herum!

Vor dem Rechteckschuppen von Hamm G konnte man auch noch Jahre später die 94er- Lokomotiven gut fotografieren. Hier sehen wir zwei der braven preussischen Arbeitstiere der Reihe T 16.1, links daneben steht eine 55er. Die 94 1150 wartet auf ihren nächsten Einsatz im Rangierbahnhof. Unter dem Lokschild erkennen wir eine Tafel, auf der die internen Nummern beim Rangiereinsatz aufgeschrieben wurden. Eine Sache, die bei den meisten grösseren Verschiebbahnhöfen zu sehen war. Die Nr. 1150 ist ein wahrer Oldie und wurde 1921 erbaut. Die Schwester 1250 ist auch nur ein Jahr jünger. 

Typische Ansicht von abgestellten Loks vor dem grossen Rechteckschuppen. Wir stehen auf der anderen Seite des Schuppens im Vergleich zum 94er-Foto. Die mächtigen Schornsteine zeugen schon von der “Masse der Rauchschwaden” in diesem bedeutenden Bahnbetriebswerk. Die 44 664 ist ein Gast aus Rheine oder doch schon aus Osnabrück, denn just zum Fahrplanwechsel wurde die Lok dorthin umstationiert. Bei der 01 1058 ist die Sache klar, denn die kommt vom Bw Osnabrück Hbf., einem klassischen Werk mit Ölloks für die schnellen Züge auf der “Rollbahn” vom Ruhrgebiet nach Hamburg. Die Schnellzuglok wurde 1939 von der Reichsbahn übernommen, während der “Jumbo” in der unseligen Kriegszeit 1941 das Licht der Bahnwelt erblickt hat.      

Nach dem “anstrengenden” Bw-Besuch ging es vor der Heimreise natürlich auch im Bahnhof nochmals auf Fototour, schliesslich wollte man die Fahrt voll auskosten. Haben wir die V 200 zum Eingang unseres kleinen Berichtes bereits festgehalten, so wollen wir uns auch zum Schluss mit der beliebten Baureihe vom seinerzeiitg grossen Hammer Bahnspektakel verabschieden. In den Folgejahren konnte man den Bahnhof und das Bw noch öfters besuchen, jedesmal mit etlichen Veränderungen, was im Klartext nichts anderes heisst: weniger Lokbaureihen. Man muss bedenken, dass im ersten Besuchsjahr 1965 die Strecken östlich und nördlich von Hamm noch nicht elektrifziert waren und hier “Dampf- und Diesellok-Epoche 3 pur” herrschten. Fahren wir nun wieder mit der Zeitmaschine in die Gegenwart zurück, aber träumen darf man doch weiterhin oder ...?   Fotos (8) VOBA


Zurück zur Oberseite Vorbild-Themen

Privatbahn-Potpourri  Schweizer Bahnwelten  Inselbahn Wangerooge  Rügen-Eindrücke  Bundesbahn im Jahre 1965

Portrait Baureihe E 93   Portrait Baureihe E 94   Portrait Baureihe 1020   Portrait Baureihe 1189   Schmalspur-Krokodile

 Eisenbahnen im Winter   Österreichs Bahnwelten  Dampf-Sonderfahrten 1969   ÖBB-Waldviertelbahnen   Reichsbahn-Damp
 

[Home] [Über VOBA] [Angebote] [Fotogalerie] [Vorbild-Themen] [Aktuelles] [VOBA-Archiv] [Partner] [Impressum]